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Warum klingen Lautsprecher "boxy"?
Das Grundproblem der Schallwandlung ist auch ohne Spezialwissen leicht
zu verstehen: Eine Lautsprechermembran soll die unterschiedlichen
Schwingungen mehrer Musikinstrumente gleichzeitig ausführen.
Physikalisch ist das möglich, technisch aber schwierig.
Bei Lautsprechern ohne Bewegunskontrolle sind unterschiedliche
Bewegungsabläufe nämlich miteinander verkoppelt und voneinander abhängig.
Mit unserer Sensorik und Regelungstechnik lösen wir diese
Abhängigkeit. Dass wir den Klängen ihre Freiheit geben, kann
man also auch technisch verstehen. |
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Geht es auch ohne Regelung?
Manches kann man auch ohne Regelung, also durch "Steuerung" wie
Filtern oder Kompensieren verbessern. Zum Beispiel
den ganzen Bereich der "linearen Fehler".
"Lineare Eigenschaften" sind Frequenz- und Phasenverläufe, technisch
weniger korrekt oft als "Tonalität" und "Zeitverhalten"
bezeichnet. Auch für Effekte wie "beamstearing" oder
"Raumanpassung" braucht man keine Regelung. Steuerung wird in praktisch
allen Lautsprechern eingesetzt und auch wir nutzen sie unterhalb der
Ebene von Regelung.
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Wazu braucht man Regelung?
Die
besondere Stärke sensorgeführter Regelung ist, dass sie
nicht Teilaspekte kompensiert, sondern auf die unterschiedlichsten Fehler wirkt. Regelung
wirkt also umfassend auf die Ursachen statt auf einzelne Symptome und
kann eine ganze Klasse von Fehlern korrigieren, die für Filterung
oder Kompensation nicht zugänglich sind.
Sie
kann auch Fehler korrigieren, die sehr komplexe
Ursachen haben, zu denen keine inverse
Übertragungsfunktion existiert oder diese sich im Betrieb ständig ändert. (Und das sind viele.) Für
den Sensor spielt es nämlich keine Rolle, wie ein Fehler
entstanden ist; er erkennt einfach, ob eine Abweichung
vorliegt
und lässt diese im Regelkreis korrigieren.
Von magnetischen Verzerrungen bis zu thermischer Dynamikkompression
gibt es ganz unterschiedliche Fehler, die wir mit Regelung
korrigieren. Ein besonders anschauliches Beispiel ist die Regelung der
nichtlinearen Antriebskraft. Bereits an diesem einfachen Fall
erkennt man, dass es
hier nicht um "kaum hörbare Feinheiten", sondern um die Korrektur
massiver Imperfektionen geht.
Rational betrachtet ist Regelung so zwingend geboten, dass man sich
fragt, warum diese Technik nicht der allgemeine Standard ist. Bis dahin
wird diese Frage aber von Leuten beantwortet, die vorgeben, den
"Markt" zu kennen. (Und die sich auch auf anderen Gebieten
gelegentlich geirrt haben.)
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Das Grundproblem dynamischer Lautsprecher.
Bei dem üblichen "elektrodynamischen Lautsprecher" ist der "Motor" eine Spule aus Kupfer- oder
Aluminiumdraht, die sich in einem
Magneten bewegt und so die Membran antreibt: |

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Dieses
Prinzip ist seit 100 Jahren bewährt, hat aber
ein grundsätzliches Problem: Die
Kraft ist in der Mitte des Magneten besonders groß und wird
schwächer, je weiter sich die Spule aus dem
Magnetfeld bewegt:
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Auswirkung der Nichtlinearität an einem praktischen Beispiel.
Die Auslenkung einer Lautsprechermembran ("Hub") kann man z.B. mit einem Laser-Abstandssensor ganz einfach messen. (linkes Bild)
Wenn
man bei einem ungeregelten Lautsprecher die Spule mit einem Sinussignal ansteuert, dann sieht man
(Bild rechts), dass zwar der elektrische Strom eine saubere
Sinuskurve
ist, die Bewegungskurve (also der Schall) aber verformt wird. Sie ist durch die nachlassende Kraft
erwartungsgemäß oben und unten "abgeflacht".
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Durch
die Geometrie von Spule und
Magnet oder mit der elastischen Aufhängung der Membran kann man
die
Kurve zwar verändern, jedoch sind diese mechanischen
Möglichkeiten begrenzt und waren in dem gezeigten Beispiel schon
genutzt. (Gemessen wurde ein bekannter "Langhub-Tieftöner" mit "optimalem BI-Produkt".)
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Wie klingt Klirren?
Beschrieben
werden die so erzeugten "harmonischen Obertöne" als "schön
warm", "kräftig im Bass", "räumlich" oder gar "besser als das Original". Durch
die
Verformung der Kurve
werden dem Frequenzspektrum nämlich Obertöne hinzugefügt, die (wie die
natürlichen Obertöne von Instrumenten)
bei musikalisch "harmonischen"
Frequenzen liegen. (Im
Englichen heißt diese Fehlerklasse deshalb "harmonic
distortions", als "THD" oft in Prozenten angegeben.) Obwohl dieser
"klangliche Zuckerzusatz" die
natürlichen Klangfarben verändert und klangliche Details verwischt, kann er besonders im Bass als
"Geschmacksverstärker" eingesetzt werden und ist im Verkauf
möglicherweise kein Nachteil.
Es mag sein, dass ein Klirrfaktor von 10% im Tieftonbereich nicht
sofort als Fehler, sondern als "angenehme Wärme" empfunden wird.
Dabei wir aber ein Aspekt übersehen:
Solche Klirrfaktoren sind nicht konstant,
sondern ändern sich schon zwischen geringer und mittlerer
Lautstärke der Musik um das Zehnfache. Dabei ändert sich aber
nicht nur der Anteil der Oberwellen, sondern auch
deren Spektrum, so dass sich beim
Musikhören ständig die Klangfarben ändern.
Diese ganz besondere Art von "Dynamik" ist einer der wichtigsten
Gründe für "Boxenklang".
Klirren ist weder Geschmackssache noch "Wärme" oder "Bassstärke", sondern einfach nur ein Bluff.
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Intermodulation, die "hässliche Schwester" der "Harmonischen"
Untrennbar
verbunden mit den harmonischen Fehlern ist aber die äußerst unharmonische "Intermodulation". Sie
erscheint immer dann, wenn ein Lautsprecher nicht nur einen
einzigen Ton, sondern mehrere Töne gleichzeitig wiedergeben
soll, bei Musik also ständig.
In dem Beispiel wurde ein tiefer Ton (der lange Wellenzug) mit einem
höheren Ton überlagert und in die Spule des Tieftöners
eingespeist. (Kurve "Strom")
Die untere Kurve ("Membranbewegung") ist die resultierende Auslenkung,
wieder mit dem Abstandssensor wie oben gemessen. |
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Man sieht, dass der höhere Ton von dem tieferen verändert ("moduliert") wird.
Auch für diese Intermodulation ist der Grund ganz einfach: Wenn ein tiefer Ton die Membran aus
der Ruhelage bewegt, dann wird die Antriebskraft schwächer,
der überlagerte hohe Ton dort also leiser. |
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Wie klingt Intermodulation?
Eigentlich
so, wie man es nach der technischen Erklärung erwartet:
Verschiedene Klänge stehen nicht transparent und frei
nebeneinander, sondern sind voneinander abhängig und klingen
umso stärker "vermischt", je mehr Instrumente gleichzeitig spielen. Intermodulation könnte man das
"Bindemittel der lautsprechertypischen Klangsoße" nennen.
Es entsteht eine Unschärfe, durch die klangliche
Details nicht mehr klar voneinander getrennt werden. Diese
technisch bedingte Intermodulation klingt ganz ähnlich der
physikalisch durch den Dopplereffekt bedingten. Obwohl beide
Ursachen unabhängig voneinander sind,
kann das Ergebnis nur als Summe und nicht als
getrennte Fehler wahrgenommen werden.
Auch Intermodulation fügt dem Spektrum des Musiksignals
künstliche Obertöne hinzu. Diese sind zwar leiser als die
oben
beschriebenen "harmonischen", klingen dafür aber sehr unangenehm,
weil
sie außerhalb der harmonischen Ordnung liegen. Und wie
bei den "Harmonischen" stört auch hier, dass sich die artekfakte
Klangzugabe mit dem Musiksignal ständig ändert. |
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Wirkung der Regelung.
Die
Regelung funktioniert ganz einfach: Dort, wo die
Antriebskraft der Spule schwächer wird, liefert der
Verstärker mehr Strom. Dafür muss ein Sensor allerdings
die tatsächliche Position der Spule kennen und den Rest
übernimmt unser Know How zu Sensoren und Regelungstechnik.
Die Abtastung der Membranbewegung (wie oben) zeigt dann
folgendes Bild: |
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Mit
Regelung entspricht jetzt die Bewegung der Membran (also das hörbare Ergebnis)
dem Eingangssignal und der Strom gleicht die Nichtlinearität des Antriebs aus.
Diese Verbesserung ist kein "Trick", sondern nur die Anwendung
des Regelungsprinzips. Der Strom, dessen Verlauf erkennbar von
einer Sinuskurve abweicht, ist also nicht etwa "falsch", sondern genau so,
wie es für die korrekte Bewegung richtig ist.
Physikalisch betrachtet werden in der Schwingungsgleichung, die auch
Lautsprecher beschreibt, die Werte für die
auslenkungsabhängige Kraft ("Rückstellkraft"), die
geschwindigkeitsabhängige Kraft ("Dämpfung") und die
beschleunigungsabhängige Kraft (Masse) verändert. Es werden
also nicht "Fehler nachträglich korrigiert", sondern die
Eigenschaften des Systems grundsätzlich geändert. Bei uns
wird z.B. die geschwindigkeitsabhängige Kraft so weit über
den aperiodischen Grenzfall hinaus
erhöht, dass Grundresonanzen nicht etwa "verringert"
werden, sondern nicht mehr existieren. |
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Sauberkeit ist auch messbar.
Klirren
ist ganz einfach zu messen und ist als Maß für
Nichtlinearität (Intermodulation) ein sehr guter Indikator
für saubere
Klangwiedergabe insgesamt.
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Dass unsere Lautsprecher in einer anderen Liga spielen, zeigt schon ein Test mit einem einfachen Analyzer.
(Der Pegel 110dB im Nahfeld entspricht etwa einer Membranauslenkung von
+/- 1,5cm. Der Wert "THD" 0,269% zeigt die Summe aller Klirrwerte und
sonstiger Störgeräusche.) |
Spektral aufgeschlüsselt:
- Die obere Kurve ist der Pegelverlauf des Tieftöners der FM 7.
(Linke Grenze 10 Hz, 20 Hz ist die erste senkrechte Linie im Diagramm.)
- K2 ist die durchgezogene Kurve unten, K3 gestrichelt.
- Auf der Y-Achse entsprechen -70 dB (bezogen auf den Pegel -20) einem
Klirrfaktor von 0,3%, -80 dbentsprechen 0,1%. (Man braucht schon sehr
gute Mikrofone, um solch exorbitant gute Werte bei 110 dB Pegel und bei
10 Hz noch messen zu können.)
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Anmerkung für technisch Interessierte.
Die
Strom / Auslenkungs-Kennlinie des ungeregelten Lautsprechers aus dem
obigen Beispiel zeigt, dass hier keine eindeutige
Übertragungsfunktion vorliegt, sie also nicht durch analoge oder
digitale Steuerung zu korrigieren ist und eine Regelung erfordert:
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Die
Kennlinie ist im Bereich von -1mm bis +2mm etwa linear, zeigt aber
schon bei dieser quasistatischen Aufnahme (gemessen wurde bei 0,5Hz)
eine deutliche Hysterese durch Verformung von Gummisicke und
Zentrierung mit nichtelastischen Anteilen.
Thermische Effekte waren hier durch Stromsteuerung bereits ausgeschlossen.
Die Hysterese ändert (verschlechtert) sich bei höheren Frequenzen erheblich.
Bei Frequenzen ab etwa 30Hz wird das Bild unübersichtlich, da dann
noch Phasenverschiebung, Verzerrungen durch Strömung im Luftspalt
und Wirbelstrom im Spulenträger hinzukommen.
Diese Betrachtung einzelner Effekte ist für uns aber
nur von akademischem Interesse, da unsere Systeme mit
Kreisverstärkungen >40dB im Tieftonbereich arbeiten,
wodurch
diese Fragen irrelevant werden.
Kleiner Trost für Anhänger ungeregelter Lautsprecher: Wenn
man Sicke und Zentrierung mit viel Auslenkung einige Minuten
"durchwalkt", dann verringert sich die Hysterese tatsächlich erkennbar. Vermutlich kommt es so zu der Beobachtung, dass
solche Boxen nach einer "Einspielzeit" besser klingen. |
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Übrigens:
"Regelung" ist kein technisches Detail, sondern als
"negative Rückkopplung" ein Prinzip, das in der
gesamten Natur die Ordnung vom Chaos trennt.
Sogar soziale, wirtschaftliche oder Öko-Systeme sind keine
lineare
Abfolge einzelner Ursachen und Wirkungen, sondern vielfach
verbundene Regelkreise. Man
kann in der Lautsprecherregelung also auch die Grundzüge der
Kybernetik erkennen. Bildung war schon immer das Verständnis von
Zusammenhängen und die in HiFi-Zirkeln verbreitete Rabulistik ist nicht Perfektionismus, sondern Borniertheit.
Die Frage, ob man Regelung braucht, ist strenggenommen obsolet: Sie ist
omnipräsent und wenn ein Lautsprecher keine Sensoren hat, dann
regelt er sein Verhalten eben nach anderen (deutlich schlechteren) Werten.)
Dass geregelte Lautsprecher besser sind, ist keine neue Erkenntnis.
Spätestens seit den siebziger Jahren gibt es diese Technik immer
wieder auch in der preisgünstigen Konsumklasse, z.B. von
Philips (MFB-Serie), Panasonic (EASB-8M2), Jamo (MFB-200) oder Sony
(SA-EX100). Man kann darüber spekulieren, warum sich diese Technik
nicht schon früher am Markt durchgesetzt hat oder einfach nur bedauern,
dass so viele Menschen nicht in den Genuss einer sauberen Basswidergabe
gekommen sind.
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